Abenteuer in der Eifel
Motivation: Warum der Lieserpfad?
Was hat uns denn eigentlich auf den Lieserpfad verschlagen? Wanderwege gibt
es ja schließlich eine Menge. Nun, unser Anspruch war, dass die Anfahrt sich
für uns in Grenzen hält, außerdem sollte der Weg möglichst „wild“ sein, also
eher Trampfelpfade als Forststraßen. Praktisch ist auch, wenn man leicht an
Wasser kommt, zum Kochen, Waschen, im besten Falle zum Wasser auffüllen –
und die Geräusche von fließendem Wasser sind einfach schön. Den Ausschlag
für den Lieserpfad gab am sicher auch das positive Feedback anderer.
- Wanderweg in der Nähe
- Wildnis Charakter
- Flussanbindung
- Positives Feedback anderer
Es ist Juni, das Wetter kann inzwischen als solides Sommerwetter durchgehen
und wir haben eine Woche Urlaub. Allerdings stecken uns zwei anstrengende
„Grönland-Trainingswochenenden“ im Wortsinne in den Knochen und wir beide
haben mehrere heftige Arbeitsmonate zu verdauen. Und so ist, trotz
allen Equipment-Sortierens für die Vorfreude, einfach etwas die
Luft raus, als wir uns schließlich auf den Weg zu unserer Wanderung machen.
Aus diesem Grund haben wir unser Vorhaben, den ganzen Lieserpfad zu gehen,
auch auf die mittleren zwei (von vier) Etappen eingedampft.
Anreise
Erst einmal stehen wir zu allem Überfluss auch noch im Stau auf der A61.
Alternativ hatten wir überlegt, mit dem ÖPNV anzureisen, doch das ist zu
unserem Startpunkt Daun leider nicht ganz einfach und so siegte die
Faulheit. Nach knapp zwei Stunden Fahrt von Köln aus sind wir endlich da;
auf dem Gelände hinter dem alten Dauner Bahnhof, wo auch ein ganz nett
aussehender Biergarten (und erfreulicherweise ein brauchbares öffentliches
WC) zu finden ist, lässt es sich gut und kostenlos parken.
Etappe 2: Daun – Manderscheid (ca. 18 km; ca. 200 m Aufstieg / 270 m
Abstieg)
Dann laufen wir los. Die ersten Kilometer brauchen wir zum Einfinden, das
Lieserpfad-Symbol finden wir erst einmal nicht und verpassen auch leider den
Dauner Kurgarten. Etwa ab der Stadthalle sind wir dann „on track“. Auf dem
Weg hoch zum Gemündener Maar und entlang des dortigen Cafés haben wir
zunächst noch das Gefühl, dass der Lieserpfad vielleicht eher in die
Kategorie Omahandtaschen-Autobahn fällt: Hauptsächlich Ausflügler und einige
Gruppen von Jugendlichen mit Brüllwürfeln begegnen uns. Wer sich die ersten drei,
vier Kilometer der Etappe bis hier sparen möchte, verpasst nicht viel. Doch
es entpuppt sich als richtige Strategie, dem Weg ein paar Kilometer zum
Warmwerden einzuräumen. Die Lieser plätschert, hier noch recht schmal,
unterhalb des Weges dahin und tatsächlich wird der Pfad zunehmend enger,
einsamer und schöner – und langsam lässt es sich auch richtig gut
durchatmen. Als wir schließlich eine Schutzhütte erreichen, an der die
Lieser ein Becken bildet, das zum Wadenbaden einlädt und etwas rasten, kehrt
auch langsam in uns etwas Ruhe ein. Wir treffen jetzt nur noch wenige
Wanderer und finden unseren Tritt, der uns heute bis kurz hinter
Manderscheid trägt, wo wir noch einen fantastischen Blick auf den Burgweiher
im Tal genießen.
Info: Auf den Kilometern vor und hinter Manderscheid sind entlang
des Lieserpfads immer wieder wirklich schöne Schutzhütten an den schönsten
Ausblicken zu finden, die auch gut gepflegt und (relativ) müllfrei sind.
Anhalten und genießen lohnt sich!
Das Mitnehmen der eigenen Hinterlassenschaften aus Schutzhütten und beim
Wandern generell sollte selbstverständlich sein. Wer Rückstände von der
letzten Schutzhütten-Party findet kann natürlich immer sein Karma
aufbessern, wenn noch etwas Platz im mitgebrachten Abfallbeutel ist. Der
Waldgott schickt dann bestimmt ein süßes Reh vorbei...
Etappe 3: Manderscheid – Wittlich (ca. 23 km, ca. 350 m Aufstieg / 550 m
Abstieg)
In der Schutzhütte Robertskanzel frühstücken wir und schauen zu, wie die
Sonne den Morgennebel wegkitzelt. Ich persönlich finde, der selbstgekochte Kaffee morgens ist fast das Beste am Wandern überhaupt. Wenn man dann noch
so eine Umgebung geboten bekommt – da kann wirklich kein Flat White der Welt
mithalten.
Der Wettergott meint es wirklich gut mit uns, die Temperatur ist perfekt,
und so machen wir uns bei schönstem Sonnenschein und gut gestärkt wieder auf
den Weg. Nach einer Nacht draußen ist auch der anfängliche Missmut des
gestrigen Tages von uns abgefallen und das Gemüt deutlich erleichtert. Wir
treffen ein Reh, schimpfende Eichhörnchen und jede Menge auf dem Rücken
liegende Käfer, während wir, trotz Feiertagswochenende ziemlich allein,
durch den zauberhaften Wald streifen. Nach einigen Kilometern überqueren wir
die Karl-Kaufmann-Brücke, hinter der sich eine sehr gute Stelle zum Waschen
befindet. Hier füllen wir mit Hilfe
unseres Wasserfilters auch unsere Flüssigkeitsvorräte
wieder auf und machen etwas Rast.
Auf dieser Etappe sind wir sehr froh,
unsere Wanderstöcke dabei zu haben: Zwar gibt es insgesamt
(angeblich, nicht nachgemessen) „nur“ rund 350 Meter Aufstieg und etwa 540
Meter Abstieg zu bewältigen, aber die sind mitunter recht steil,
insbesondere wenn man ein paar Kilo Gepäck trägt. Zur Psychoprobe können die
letzten sechs, sieben Kilometer nach Wittlich werden: Hier hat sich die
Kilometeranzeige auf den Wegweisern teilweise nur sehr langsam reduziert,
fanden wir. Etwa vier Kilometer vor Wittlich gibt es eine
Einkehrmöglichkeit, die Pleiner Mühle. Der Biergarten liegt unterhalb des
Lieserpfades und sah sehr nett aus; uns hat auf diesem Wegabschnitt dann
aber das Ziel schon zu laut gerufen, um anzuhalten.
Im Ziel: Wittlich selbst ist wirklich ein hübsches Örtchen mit
einer schönen kleinen Altstadt, die definitiv zum Belohnungskuchen nach
geschaffter Wanderung einlädt. Nur ein paar Minuten von hier liegt dann der
Busbahnhof, von wo aus der Bus direkt zurück nach Daun fährt (je nach Bus 50
bis 60 Minuten Fahrt, Abfahrt 1- bis 2-stündlich).
Fazit Lieserpfad
Der Lieserpfad hält vieles, was vorab von verschiedenen Stimmen versprochen
wurde. Zwar ist der Weg durch die Eifellandschaft sicherlich nicht von
alpinem Charakter, doch auf den schmalen, oft wurzeligen und teils auch
recht steilen Pfaden kommt durchaus ein gewisses Wildnis-Feeling auf. Wir
haben es jedenfalls sehr genossen, gut 40 Kilometer in der gewünschten
Einsamkeit durch den Wald wandern zu können, ohne alle paar Meter von einem
Ort oder einer Straße daran erinnert zu werden, dass die Zivilisation um die
Ecke wartet.
Contra
- Relativ schlechte Anreise mit ÖPNV
- Anfangs mittelmäßig beschildert
Pro
- Sehr schöne Schutzhütten und liebevoll gestaltete Raststätten
- Keine Ortschaften auf dem Weg, pures „Waldfeeling“
- Schmale Pfade, wenig Forststraßen
- Wasser überall (viele Bäche und natürlich die Lieser)
Tipps
- Kleingeld für den Belohnungskuchen nicht vergessen
- Übernachtungen in Manderscheid unbedingt vorher reservieren; als spontaner Übernachtungsgast kann es schwierig werden
- Ca. 1 km außerhalb von Manderscheid gibt es einen Naturcampingplatz
Hilfreiche Rüstungsgegenstände
- Wanderstöcke (für die 3. Etappe)
- Wasserfilter (für Trinkwasser)
Literatur und Infos
Wer sich vorab ein paar schöne Fotos und Impressionen vom Lieserpfad zu
Gemüte führen möchte, kann das mit dem Lieserpfad Wanderführer von Martina
Gonser tun. Wir fanden das Buch als tatsächlichen Wanderführer nicht so
hilfreich, da es recht wenige konkrete Anhaltspunkte liefert, mit kleinen
Textpassagen und vielen großen Bildern aber trotzdem recht schwer ist und es
daher nicht in den Rucksack geschafft hat. Mit Kartenmaterial ist es
ebenfalls schwierig, da der Lieserpfad aufgrund seiner Länge mehrere Karten
belegt – unpraktisch. Die Wegmarkierungen reichen aber meistens aus (nur in
den Orten ist es manchmal hakelig), ergänzend hatten wir
GoogleMaps-Offline-Karten und sind super zurechtgekommen. Für einen
Überblick kann die
Lieserpfad-Website empfohlen
werden. Allerdings können die Angaben zum Höhenprofil in die Irre führen,
denn hier ist immer nur vom Höhenunterschied die Rede, der ist negativ und
auch recht klein. Zwar geht es mehr bergab, aber eben auch bergauf; da sind
Frau Gonsers Angaben präziser und hilfreicher.
|
|
Kommentar veröffentlichen