Sonntag, 14. Juni 2020

Lieserpfad von Daun bis Wittlich (Etappe 2 und 3)

Abenteuer in der Eifel

Motivation: Warum der Lieserpfad?

Was hat uns denn eigentlich auf den Lieserpfad verschlagen? Wanderwege gibt es ja schließlich eine Menge. Nun, unser Anspruch war, dass die Anfahrt sich für uns in Grenzen hält, außerdem sollte der Weg möglichst „wild“ sein, also eher Trampfelpfade als Forststraßen. Praktisch ist auch, wenn man leicht an Wasser kommt, zum Kochen, Waschen, im besten Falle zum Wasser auffüllen – und die Geräusche von fließendem Wasser sind einfach schön. Den Ausschlag für den Lieserpfad gab am sicher auch das positive Feedback anderer.

Kurz zusammengefasst bestand unsere Motivation also aus folgenden Punkten:
  • Wanderweg in der Nähe 
  • Wildnis Charakter
  • Flussanbindung
  • Positives Feedback anderer


Es ist Juni, das Wetter kann inzwischen als solides Sommerwetter durchgehen und wir haben eine Woche Urlaub. Allerdings stecken uns zwei anstrengende „Grönland-Trainingswochenenden“ im Wortsinne in den Knochen und wir beide haben mehrere heftige Arbeitsmonate zu verdauen. Und so ist, trotz allen Equipment-Sortierens für die Vorfreude, einfach etwas die Luft raus, als wir uns schließlich auf den Weg zu unserer Wanderung machen. Aus diesem Grund haben wir unser Vorhaben, den ganzen Lieserpfad zu gehen, auch auf die mittleren zwei (von vier) Etappen eingedampft.

Anreise
Erst einmal stehen wir zu allem Überfluss auch noch im Stau auf der A61. Alternativ hatten wir überlegt, mit dem ÖPNV anzureisen, doch das ist zu unserem Startpunkt Daun leider nicht ganz einfach und so siegte die Faulheit. Nach knapp zwei Stunden Fahrt von Köln aus sind wir endlich da; auf dem Gelände hinter dem alten Dauner Bahnhof, wo auch ein ganz nett aussehender Biergarten (und erfreulicherweise ein brauchbares öffentliches WC) zu finden ist, lässt es sich gut und kostenlos parken.


Etappe 2: Daun – Manderscheid (ca. 18 km; ca. 200 m Aufstieg / 270 m Abstieg)

Dann laufen wir los. Die ersten Kilometer brauchen wir zum Einfinden, das Lieserpfad-Symbol finden wir erst einmal nicht und verpassen auch leider den Dauner Kurgarten. Etwa ab der Stadthalle sind wir dann „on track“. Auf dem Weg hoch zum Gemündener Maar und entlang des dortigen Cafés haben wir zunächst noch das Gefühl, dass der Lieserpfad vielleicht eher in die Kategorie Omahandtaschen-Autobahn fällt: Hauptsächlich Ausflügler und einige Gruppen von Jugendlichen mit Brüllwürfeln begegnen uns. Wer sich die ersten drei, vier Kilometer der Etappe bis hier sparen möchte, verpasst nicht viel. Doch es entpuppt sich als richtige Strategie, dem Weg ein paar Kilometer zum Warmwerden einzuräumen. Die Lieser plätschert, hier noch recht schmal, unterhalb des Weges dahin und tatsächlich wird der Pfad zunehmend enger, einsamer und schöner – und langsam lässt es sich auch richtig gut durchatmen. Als wir schließlich eine Schutzhütte erreichen, an der die Lieser ein Becken bildet, das zum Wadenbaden einlädt und etwas rasten, kehrt auch langsam in uns etwas Ruhe ein. Wir treffen jetzt nur noch wenige Wanderer und finden unseren Tritt, der uns heute bis kurz hinter Manderscheid trägt, wo wir noch einen fantastischen Blick auf den Burgweiher im Tal genießen.

Info: Auf den Kilometern vor und hinter Manderscheid sind entlang des Lieserpfads immer wieder wirklich schöne Schutzhütten an den schönsten Ausblicken zu finden, die auch gut gepflegt und (relativ) müllfrei sind. Anhalten und genießen lohnt sich!

Das Mitnehmen der eigenen Hinterlassenschaften aus Schutzhütten und beim Wandern generell sollte selbstverständlich sein. Wer Rückstände von der letzten Schutzhütten-Party findet kann natürlich immer sein Karma aufbessern, wenn noch etwas Platz im mitgebrachten Abfallbeutel ist. Der Waldgott schickt dann bestimmt ein süßes Reh vorbei...


Etappe 3: Manderscheid – Wittlich (ca. 23 km, ca. 350 m Aufstieg / 550 m Abstieg)

In der Schutzhütte Robertskanzel frühstücken wir und schauen zu, wie die Sonne den Morgennebel wegkitzelt. Ich persönlich finde, der selbstgekochte Kaffee morgens ist fast das Beste am Wandern überhaupt. Wenn man dann noch so eine Umgebung geboten bekommt – da kann wirklich kein Flat White der Welt mithalten.
Der Wettergott meint es wirklich gut mit uns, die Temperatur ist perfekt, und so machen wir uns bei schönstem Sonnenschein und gut gestärkt wieder auf den Weg. Nach einer Nacht draußen ist auch der anfängliche Missmut des gestrigen Tages von uns abgefallen und das Gemüt deutlich erleichtert. Wir treffen ein Reh, schimpfende Eichhörnchen und jede Menge auf dem Rücken liegende Käfer, während wir, trotz Feiertagswochenende ziemlich allein, durch den zauberhaften Wald streifen. Nach einigen Kilometern überqueren wir die Karl-Kaufmann-Brücke, hinter der sich eine sehr gute Stelle zum Waschen befindet. Hier füllen wir mit Hilfe unseres Wasserfilters auch unsere Flüssigkeitsvorräte wieder auf und machen etwas Rast.

Auf dieser Etappe sind wir sehr froh, unsere Wanderstöcke dabei zu haben: Zwar gibt es insgesamt (angeblich, nicht nachgemessen) „nur“ rund 350 Meter Aufstieg und etwa 540 Meter Abstieg zu bewältigen, aber die sind mitunter recht steil, insbesondere wenn man ein paar Kilo Gepäck trägt. Zur Psychoprobe können die letzten sechs, sieben Kilometer nach Wittlich werden: Hier hat sich die Kilometeranzeige auf den Wegweisern teilweise nur sehr langsam reduziert, fanden wir. Etwa vier Kilometer vor Wittlich gibt es eine Einkehrmöglichkeit, die Pleiner Mühle. Der Biergarten liegt unterhalb des Lieserpfades und sah sehr nett aus; uns hat auf diesem Wegabschnitt dann aber das Ziel schon zu laut gerufen, um anzuhalten.

Im Ziel: Wittlich selbst ist wirklich ein hübsches Örtchen mit einer schönen kleinen Altstadt, die definitiv zum Belohnungskuchen nach geschaffter Wanderung einlädt. Nur ein paar Minuten von hier liegt dann der Busbahnhof, von wo aus der Bus direkt zurück nach Daun fährt (je nach Bus 50 bis 60 Minuten Fahrt, Abfahrt 1- bis 2-stündlich).

Fazit Lieserpfad
Der Lieserpfad hält vieles, was vorab von verschiedenen Stimmen versprochen wurde. Zwar ist der Weg durch die Eifellandschaft sicherlich nicht von alpinem Charakter, doch auf den schmalen, oft wurzeligen und teils auch recht steilen Pfaden kommt durchaus ein gewisses Wildnis-Feeling auf. Wir haben es jedenfalls sehr genossen, gut 40 Kilometer in der gewünschten Einsamkeit durch den Wald wandern zu können, ohne alle paar Meter von einem Ort oder einer Straße daran erinnert zu werden, dass die Zivilisation um die Ecke wartet.

Contra
  • Relativ schlechte Anreise mit ÖPNV
  • Anfangs mittelmäßig beschildert
Pro
  • Sehr schöne Schutzhütten und liebevoll gestaltete Raststätten
  • Keine Ortschaften auf dem Weg, pures „Waldfeeling“
  • Schmale Pfade, wenig Forststraßen
  • Wasser überall (viele Bäche und natürlich die Lieser)



Tipps
  • Kleingeld für den Belohnungskuchen nicht vergessen
  • Übernachtungen in Manderscheid unbedingt vorher reservieren; als spontaner Übernachtungsgast kann es schwierig werden
  • Ca. 1 km außerhalb von Manderscheid gibt es einen Naturcampingplatz


Hilfreiche Rüstungsgegenstände
  • Wanderstöcke (für die 3. Etappe)
  • Wasserfilter (für Trinkwasser)


Literatur und Infos
Wer sich vorab ein paar schöne Fotos und Impressionen vom Lieserpfad zu Gemüte führen möchte, kann das mit dem Lieserpfad Wanderführer von Martina Gonser tun. Wir fanden das Buch als tatsächlichen Wanderführer nicht so hilfreich, da es recht wenige konkrete Anhaltspunkte liefert, mit kleinen Textpassagen und vielen großen Bildern aber trotzdem recht schwer ist und es daher nicht in den Rucksack geschafft hat. Mit Kartenmaterial ist es ebenfalls schwierig, da der Lieserpfad aufgrund seiner Länge mehrere Karten belegt – unpraktisch. Die Wegmarkierungen reichen aber meistens aus (nur in den Orten ist es manchmal hakelig), ergänzend hatten wir GoogleMaps-Offline-Karten und sind super zurechtgekommen. Für einen Überblick kann die Lieserpfad-Website empfohlen werden. Allerdings können die Angaben zum Höhenprofil in die Irre führen, denn hier ist immer nur vom Höhenunterschied die Rede, der ist negativ und auch recht klein. Zwar geht es mehr bergab, aber eben auch bergauf; da sind Frau Gonsers Angaben präziser und hilfreicher. 






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